Schon seit der Gründung unserer Kaffeerösterei haben wir den Traum, irgendwann mal Kaffee von einer eigenen Plantage zu rösten. Intensiv haben wir uns damit beschäftigt, eine Plantage in einem klassischen Kaffeeanbauland zu kaufen und zu bewirtschaften. Aus finanziellen und organisatorischen Gründen mussten wir uns von dieser Idee leider verabschieden. Begraben haben wir den Traum damit allerdings nicht.
Wir haben den Plan einfach geändert. Wenn es möglich ist, Kaffeepflanzen in Deutschland auf der Fensterbank am Leben zu halten, muss man sie doch auch irgendwie auf ein Feld bekommen. Nach intensiven Recherchen war klar, dass es ein Robusta werden muss, da diese Pflanzen zumindest mit den Höhenlagen in unserer Region zurechtkommen. Problematisch blieben die passenden Regen- und Trockenphasen und konstante Temperaturen.
Eher zufällig kamen wir vor einiger Zeit mit einem Stammgast ins Gespräch, der passenderweise Botaniker ist. Aus anfänglicher Spinnerei ums Thema wurde recht schnell ein Projekt, er hatte ein paar Ideen. Nachdem wir ihm eine Palette Kaffeepflanzen besorgt hatten, haben wir ihn ein paar Monate nicht mehr gesehen. Als wir das Thema fast schon wieder vergessen hatten, kam er an einem Samstagvormittag in den Laden, bestellte einen großen Cappuccino, lächelte süffisant und sagte: „Ich habe die Lösung!“. Nach einer einstündigen Präsentation waren wir uns einig, dass es klappen könnte. Details können wir natürlich nicht verraten, potenzielle Nachahmer lauern hinter jeder Ecke.
Nachdem der Plan stand, galt es, eine passende Anbaufläche für unseren eigenen Kaffee zu finden. Dies war der leichteste Teil des gesamten Projekts. Stefanie und Dirk Holberg bauen in Remlingrade Kartoffeln und ein wenig Gemüse an und halten Hühner. Das geschieht alles streng biologisch ohne den Einsatz von Chemie. Da wir uns schon lange kennen und die Kartoffeläcker seit Jahren mit unseren Kaffeehäutchen gedüngt werden, war schnell klar, dass sie uns ein Feld zur Verfügung stellen.
Vorbereitung des Feldes - Kaffeehäutchen werden eingebracht
Während wir uns um die Vorzucht der Kaffepflanzen kümmerten, bereiteten Holbergs das Feld vor. Auch dabei kamen Kaffeehäutchen aus unserer Rösterei zum Einsatz, die vor dem Pflanzen untergepflügt werden müssen. Gestern war der große Tag, an dem die Kaffeepflanzen in den Boden kamen. Über den Sommer werden sie dann regelmäßig mit Kaffeesatz aus unserem Café gedüngt. Der Kaffee bekommt Kaffee als Nahrung – quasi botanische Kanibalen.
Jetzt folgt die schwerste Zeit des Projekts „lokaler Kaffee vom Feld bis in die Tasse“. Außer regelmäßigem Wässern und Düngen können wir nur zuschauen, wie die Pflanzen langsam wachsen. Wir gehen davon aus, dass wir in drei Jahren, vielleicht werden es auch vier, die ersten Kaffeekirschen ernten können. Die erste Ernte werden wir dann im Rahmen eines großen Kaffee-Hoffestes mit einem mobilen Röster auf dem Hof Holberg rösten und gebührend feiern.
Die erste Kaffeepflanze ist im Boden
Wohl jeder, der sich mit dem Thema Kaffee beschäftigt, landet irgendwann beim Kopi Luwak, dem so genannten Katzenkaffee. Dieser wird gewonnen, indem man einer asiatischen Schleichkatzenart Kaffeekirschen zum Fressen gibt und die halbverdauten Kaffeekirschen nach der Ausscheidung weiter verarbeitet.
Katzenkaffee ist sehr beliebt und teuer. Was liegt da näher, als selbst in diese Richtung etwas Eigenes zu entwickeln? Sobald wir die ersten Kirschen unserer Plantage ernten können, werden wir ein ganz neues Projekt angehen. Asiatische Katzen haben wir nicht und erste Versuche mit der gemeinen Hauskatze waren alles andere als befriedigend. Was wir in unmittelbarer Nähe haben, sind Holbergs Hühner. Diese werden im Freiland gehalten, gesund ernährt, kennen keine Chemie und sind im Gegensatz zu Katzen Vegetarier. Damit steht fest: Es wird ein Bio-Kaffee dabei herauskommen.
Erste Versuche haben gezeigt, dass die Hühner mit Kaffeekirschen gemischtes Futter sehr gerne fressen. Auch das Aussortieren der halb verdauten Kirschen ist ohne übertriebenen Aufwand möglich. Bis wir erste Ergebnisse präsentieren können, wird es noch dauern. Die ersten Liter Hühni-Kaffee, so erst einmal der Arbeitstitel, werden wir bei einem Cupping auf dem Hof Holberg der Fachpresse präsentieren. Dann gehen die ersten Kilos in den freien Verkauf. Da wir mit einer enormen Nachfrage rechnen, wird der Hühni-Kaffee schon bald in unserem Onlineshop zum Preis von 29,90 € / 100 g vorbestellbar sein. Ob wir ihn als rabenschwarz auf dem Markt bringen oder hühnischwarz als neue Marke etablieren, ist noch nicht entschieden …